Nachttänzer

Nachttänzer

Das geheimnisvolle Werk von Debussy, umrahmt von Bax, Glass und Diethelm

für Flöte, Viola und Harfe

Arnold Bax (1883-1953)
Elegiac Trio

Philip Glass (1937*)
Music in Similar Motion

Caspar Diethelm (1926-1997)
Jadis Ballett-Suite

Claude Debussy (1862-1918)
Sonate

 

Tänze. Bewegung. Rhythmen. Arabesken. Lieder. Melodien. Elegien. Dies alles spielt im neuen Programm von tacchi alti eine wichtige Rolle. Das Trio für hochstehende Kammermusik hat ein tänzerisches und verspieltes Programm mit Musik rund um den grossartigen Komponisten Debussy zusammengestellt. Der Franzose hat mit seiner 1915 vollendeten Sonate für Flöte, Viola und Harfe ein geheimnisvolles Werk hinterlassen, dessen unerhörter Klangreiz einer zuvor höchst unüblichen Trio-Besetzung zu später Beliebtheit in der Kammermusik verhalf. Rund 200 Werke für Flöte, Viola und Harfe sind seither veröffentlicht worden. Die berühmte Trio-Sonate von Debussy wird mit Musik in derselben Besetzung von Bax, Glass und Diethelm umrahmt.

Arnold Bax begeisterte sich für alles Keltische, seit er in seiner Jugend ein Yeats-Gedicht gelesen hatte. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass er für sein Elegiac Trio von 1916 die Besetzung Flöte, Harfe und Viola wählte. Die Harfe war eines seiner Lieblingsinstrumente, denn die Wurzeln des Harfenspiels in Grossbritannien liegen im keltischen Wales und Irland. Insofern kann man das Instrument bei Bax als Stimme der Kelten begreifen, was gleich zu Beginn des Trios durch die wogenden Arpeggios deutlich wird, die wie der Auftakt zu einem Bardengesang wirken. Als „Sänger“ fungiert, mit einer elegischen Melodie von ausgesprochener Schönheit, die Viola. Erst im Mittelteil des einsätzigen Trios tritt ein neues tänzerisches Thema in der Flöte auf, das mit chromatischen Farben spielt. Danach kehrt der Anfang verändert wieder; das Stück gipfelt in einem sehr langsamen und feierlichen Gesang der Harfe über wogender Begleitung der anderen Instrumente.

Scheinbar endlos wiederholt Philip Glass fast beschwörend kurze Motive, einfache Harmoniefolgen oder rhythmische Strukturen. Immer und immer wieder. Einprägsame Melodien sind nicht seine Sache. Philip Glass operiert fast ausschliesslich mit schlichten Tonleitern oder gebrochenen Akkorden. Seine Musik scheint irgendwie ein unübersetzbarer Zauberspruch zu sein. Denn Zauber hat seine Musik: Allerdings nur für denjenigen, der bereit ist, sich verzaubern zu lassen. Was nicht immer eine gute Idee ist, wie die Erfahrung lehrt. Wer sich dem Sog der Wiederholungen, dem Eintritt in die akustische Narkose entziehen möchte, entdeckt in dieser Musik - nichts. Und ist schlicht gelangweilt und genervt. Bei Glass scheiden sich die Geister: Die einen dämmern im Halb-Delirium selig dahin und lassen ihre Träume auf dem Klangteppich spazieren gehen. Die anderen verlassen den Konzertsaal.

Der Luzerner Komponist Caspar Diethelm setzte sich intensiv mit den neuesten Tendenzen der Musik (Zwölftontechnik und Atonalität,) auseinander, lehnte aber stets alle Korsette ab. Er hat die Tonalität erweitert, aber nicht verlassen. Das macht seine Musik bei aller Expressivität und Komplexität fassbar. Diethelms Tonsprache ist höchst eigenständig. Durch ihre Ausdruckskraft und Vitalität erschliesst sie sich dem Hörer ganz unmittelbar. In den späteren Werken zeichnet sich eine Wandlung im Denken des Komponisten ab: die Hinwendung zu einer meditativen Grundhaltung, zu einer neuen Spiritualität und die Verarbeitung von Einflüssen der aussereuropäischen Musik und Denkweise. Caspar Diethelm hat die Ballett-Suite Jadis bereits 1993 geschrieben; allerdings wird die Suite erst am 12.7. 2020 durch tacchi alti uraufgeführt und zwar exakt 27 Jahre nach Vollendung der Komposition (Caspar Diethelm hat die Partitur am 12. 7. 1993 in der Reinschrift fertig erstellt). Was für ein unglaublicher «Zufall».

«Sie ist furchtbar melancholisch und ich weiss nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Vielleicht beides?», so Claude Debussy über seine 1915 entstandene Sonate, der ersten Originalkomposition für die Besetzung Flöte, Viola und Harfe. Als er an der Sonate komponierte, war Debussy bereits schwer krank. Der Erste Weltkrieg überschattete Europa. „Meine letzten Abende waren bezaubernd. Ich habe den Entwurf der Sonate für Flöte, Oboe und Harfe fertiggestellt und die Wirklichkeit war mir fern. Die harmonischen Abschnitte entfalten sich, all den so nahen Tumult vergessend; kurzum sind sie so schön, dass ich mich beinahe entschuldigen muss.“ Später ersetzte Debussy die Oboe durch die Viola, da deren dunkler Klang besser mit dem der Flöte harmoniert.

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